Seminare

LeseLunch

LeseLunch ist eine Veranstaltung des Gasthörendenstudiums an der Leibniz Universität Hannover

Leitung: Dr. Sabine Göttel
Termine im WiSe 2023/2024 in Planung.

Anmeldung: info@ghs.uni-hannover.de

Dieses Seminar widmet sich den Basics der Literaturwissenschaft: Autor, Text und Leser. In Lesung und Gespräch geben hannoversche Autorinnen und Autoren aller literarischen Gattungen Einblicke in ihre Schreibwerkstatt und stellen sich Ihren Fragen. Wir erfahren, wie sie zu ihren Einfällen kommen, welchen Weg die literarische Idee zum fertigen Buch zurücklegt, welche Aufgaben zu lösen und welche Krisen zu überwinden sind. Wir erfahren aber auch von den Glücksmomenten, die sich beim Schreiben einstellen. Und wie nebenbei entschlüsseln sich im persönlichen Gespräch die Besonderheiten der gewählten literarischen Form: Gedicht, Roman, Erzählung, Drama. – Der LeseLunch startet mit einer kurzen Einführung in Leben und Werk des Gastautors. Auf die Lesung aus veröffentlichten oder unveröffentlichten Werken folgt ein Gespräch mit den eingeladenen Autorinnen und Autoren.

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Akademie Literatur und Leben
Akademisches Jahr 2023/2024

Dr. Sabine Göttel
Die „Fröste der Freiheit“. Marieluise Fleißer

Seminar in drei Trimestern vom 17.04.2023 – 22.01.2024
Weitere Informationen und Anmeldung unter
www.literaturundleben.de

Für Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist Marieluise Fleißer (1901-1974) die „größte Dramatikerin des 20. Jahrhunderts“ und hätte den Nobelpreis verdient. Anderen galt sie als ‚die einzige bayerische Autorin von Weltruhm‘. Die erfolgreiche Dramatikerin, gefeierte Prosaautorin und Freundin berühmter Männer (Bertolt Brecht) Marieluise Fleißer aus Ingolstadt war eine bewunderungswürdige Frau, die ihrer Vision vom Schreiben trotz rigoroser Vereinnahmungsversuche treu blieb. Mit ihrem unbestechlichen „Röntgenblick“ durchleuchtete sie die Gesellschaft der Weimarer Zeit und richtete ihren Fokus auf die Machtstrukturen im Verhältnis der Geschlechter. Sie stieß dabei auf ambivalente Mentalitäten, die sie als Symptomatik einer Zeitenwende erkannte: Hellsicht und Gefangensein, Weltangst und Lebensgier. Für ihre Texte erfand sie eine neuartige Kunstsprache mit dialektalen Elementen – ein „Kunstmittel ersten Ranges“ (Walter Benjamin), das den sozialen Status und die Seelenverfassung ihrer Figuren präzise zum Ausdruck bringt. – Nach Schreibverbot und Innerer Emigration wurde Marieluise Fleißer Ende der 60er Jahre von Rainer Werner Fassbinder, Franz Xaver Kroetz und Martin Sperr wiederentdeckt. Mit Erscheinen ihrer Werkausgabe im Jahr 1972 erfuhr die Autorin die Würdigung, die ihr als einer der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts gebührt.

Im 1. Trimester (April bis Juni) widmen wir uns dem einzigen Roman (Mehlreisende Frieda Geier/Eine Zierde für den Verein) und den Reisereportagen der Autorin (Andorranische Abenteuer).

Im 2. Trimester (August bis Oktober) steht das Frühwerk der Autorin im Mittelpunkt. Wir lesen und interpretieren zentrale Erzählungen, Dramen und Essays wie Fegefeuer in IngolstadtAbenteuer aus dem Englischen Garten und Sportgeist und Zeitkunst, in denen Marieluise Fleißer die Paradigmen der Neuen Sachlichkeit reflektiert und einen völlig eigenständigen Stil entwickelt.

Im 3. Trimester (November bis Januar) lesen wir ausgewählte Texte aus der Zeit der Inneren Emigration, der Nachkriegszeit und aus dem Spätwerk Marieluise Fleißers, wie Die Frau mit der Lampe, Der starke Stamm, Das Pferd und die Jungfer und Avantgarde.

Exkursion
Im August steht eine zweitägige Exkursion nach Ingolstadt auf dem Programm. Dort besuchen wir das Geburtshaus von Marieluise Fleißer in der Kupferstraße, das in den letzten Jahren zu einer sehr sehenswerten literarischen Dokumentationsstätte umgestaltet wurde. 
Fleißerhaus – Marieluise-Fleißer-Gesellschaft Ingolstadt e.V. (fleisser.net)

Marieluise Fleißer: Gesammelte Werke. Vier Bände. Suhrkamp Verlag

Marieluise Fleißer: Briefwechsel 1925-1973, Suhrkamp Verlag (TB)

Hiltrud Häntzschel: Marieluise Fleißer. Eine Biografie, Insel Verlag 2007