Theater

Die Walsche
Schauspiel nach dem Roman von Joseph Zoderer
Bühnenfassung von Sabine Göttel

Uraufführung 12.03.2010 Vereinigte Bühnen Bozen/Italien
Regie: Torsten Schilling, Ausstattung: Anja Imig
„Produktion des Jahres 2010“ (Neue Südtiroler Tageszeitung)
Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co. G.m.b.H., Wien 2012 www.theatertexte.de – Aus dem Verlagstext:

„Sabine Göttel hat, nach dem Roman von Joseph Zoderer, ein intensives, raues und eindringliches Stück geschaffen, das – weit über den Südtiroler Kontext hinaus – Nähe und Distanz, Ankommen und Weggehen, Heimat und Heimatlosigkeit, das Leben zwischen zwei Kulturen und die Fremdheit im eigenen Leben thematisiert.“

Zum Trailer der Vereinigten Bühnen Bozen:
Die Walsche – Trailer – YouTube

Aus der Presse:

Erstaunlich ist es allemal, dass es „einer ­Deitschen“ gelingt, uns unseren eigentlichen Reichtum vor Augen zu ­führen. Noch immer, auch 93 Jahre nach dem Friedensvertrag. Wir Vinschger, die wir „in die andere Fremdheit“ nur so „hinein­kugeln“ (Joseph Zoderer), kaum haben wir die Töll passiert, können „der Walschen“ nachfühlen. Die gebürtige Saarländerin Sabine Göttel hat uns Hiesige das Leben mit und zwischen den Kulturen zum Bewusstsein gebracht. Wie eindringlich so etwas gelingen kann, ohne Schnickschnack, aber in Worten, mit patriotischen Liedern, mit Raumtiefe, Musik und ­Silhouette ist Regisseur Thorsten Schilling, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Kulturhaus in Schlanders zu verdanken. Die Olga vom Berg, die den Feind im ­Schangai-Viertel liebt und sich dabei selbst sucht, muss man „sich geben“ – wie Jüngere sagen. (s) 
Der Vinschger, 06.04.11

Paul Demetz (Vater) kehrt die Trauer des Habenichts in der „Krautkopfwelt“ nach außen. Jähzorn sieht man und Trotz, wenn er im Wirtshaus zeternd den Narren macht, Ohnmacht und Nichterfülltheit. Ein festgezurrtes Wrack. Eingepfercht. Am falschen Ort. Heimat liegt da, wo man nicht ist. Kurz: Ein kleines Schicksal, jenseits von Deutsch und Walsch, Bergfeuern und Hoferkult. Das vergilbt nicht, das bleibt. Sabine Göttel gibt sich in ihrer Bühnenfassung alle Mühe, Zoderers Figuren aus den achtziger Jahren über die Zeit zu retten. Am besten gelingt ihr das, wenn die Politik an den Rand geschoben wird und Menschen nach vorne rücken. (…) Aus einer dialoglosen Prosa macht sie ein Kammerspiel für neun Darsteller, das man aus der Ferne zu betrachten hat (…). Das Ergebnis: Ein Experiment. Waghalsig. Aber gelungen (…).
Die neue Südtiroler Tageszeitung, 16.03.10

Mit der Theaterfassung wurde die Autorin Sabine Göttel aus Hannover beauftragt. Sie hat den Roman so dramatisiert, dass letztlich die Wortkargheit der Figuren und das Ungesagte in die Bühnendialoge einfließen. Dadurch dass die direkte Rede von Olga, Silvano, dem Vater mit einer Erzählebene kombiniert wird, entsteht eine interessante Distanzierung der Figuren zu sich selber. (…) Die Inszenierung bebt und ächzt und stöhnt und ist von dunkler Schönheit, zeigt, wie Geschichte individuell gelöst wird, kleinweise in Ansätzen.
MiMa, 13.03.10

Torsten Schilling und Sabine Göttel, die für die Bühnenfassung verantwortlich zeichnet, ist es trotz der losen Szenenfolge mit ineinander greifenden Zeitblenden gelungen, eine dramatische Einheit herzustellen, in der sich die Suche der Hauptfiguren nach Beheimatet-Sein, nach seelischer Ganzheit, und ihr Kampf um Aufbruch und Rückzug in einer rhythmischen Spannungs- und Entspannungsfolge niederschlägt. (…) Das Gefühl der Enge und Bedrohung, das die gesamte Inszenierung trägt, lastet in den gefühlsintensiven Szenen zwischen Vater und Tochter und zwischen Olga und Silvano umso mehr. Auch der Versuch eine Heimat im Anderen zu finden, muss scheitern.
www.stol.it, 13.03.10

Sabine Göttel hat eine griffige Bühnenversion verfasst mit einigen lyrischen und einigen essayistischen (erzählerischen, sic!) Partien. Die Geschichte von Olga, die es weder daheim noch bei Silvano aushält und am Schluss bei sich selber ankommt, ist zweifelsohne bühnenwirksam. Genauso Olgas Beziehung zum Vater und die Gasthausszenen mit ihrer dumpfen Sprachlosigkeit und den gehässigen Sprüchen.
Dolomiten, 13.03.10

Nach dem überwältigenden Erfolg in der Saison 2009/10 bringen die Vereinigten Bühnen Bozen Torsten Schillings Inszenierung von Zoderers Roman-Adaption „Die Walsche“ auch 2011 nochmals auf die Bühne. Von der Neuen Südtiroler Tageszeitung wurde diese Theaterarbeit zur „Produktion des Jahres 2010“ gekürt:
„Schillings kammerspielartige Verdichtung des Zoderer-Stoffes vom Weggehen und Ankommen, vom Fremdsein und Sich-Zuhause-Fühlen war bei der Kritik und beim Publikum ein Renner: Genau genommen ist es die beste Produktion, die die VBB jemals geboten haben und die ihrer ureigensten Aufgabe am nächsten kommt.“


Eisenheart
Monolog mit Musik
Von Sabine Göttel
Nach Büchern von Jens Söring

Mit Erik Fiebiger als J.S.
Text, Inszenierung und Austattung: Sabine Göttel
Komposition und Live-Musik: Damian Marhulets
Uraufführung: 30. November 2012, die hinterbuehne Hannover

Ein Video der Aufführung von New Hour Film finden Sie unter
https://www.youtube.com/watch?v=zsMGNHvSD-c

Eisenheart basiert auf dem authentischen Fall des deutschen Diplomatensohns Jens Söring, der seit 26 Jahren in einem US-Gefängnis einsitzt. Ein Geschworenengericht verurteilte den damals 19jährigen in einem Aufsehen erregenden Indizienprozess wegen Doppelmordes zu zweimal lebenslanger Haft. Nach wie vor beteuert Söring seine Unschuld. In der Haft wurde er zum Schriftsteller und veröffentlichte bisher sieben Bücher. In einer Collage aus Erinnerungsfetzen, Strategien des täglichen Überlebenskampfes im Gefängnis und Visionen von einem zukünftigen Leben in Freiheit erzählt Eisenheart von den großen Fragen des Lebens – unterstützt durch eine dramaturgisch ausgefeilte und atmosphärisch dichte Musikkomposition. Es sind Reflexionen über die Mechanismen von ‚Überwachen und Strafen’, Schuld und Sühne, Wirklichkeit und Transzendenz. Sie münden in die Suche nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens: Wie kann ich meine innere Freiheit in Extremsituationen bewahren? Inwieweit ist es möglich, sich der eigenen Vergangenheit, der eigenen Schuld zu stellen? In seiner Zelle setzt sich J.S. dem langsamen emotionalen Absterben zur Wehr – unter Laborbedingungen und stellvertretend für uns alle, die wir glauben, in innerer und äußerer Freiheit zu leben.

Stimmen aus dem Publikum

Sehr tiefgehend, beklemmend, bedrückend, beeindruckend!
Helmut Schütz, Bergen/Norwegen

Erik Fiebiger gibt Jens in einer erstklassigen Darstellung wieder. Hochachtung vor dieser Leistung, die den ganzen Menschen fordert und herausfordert – körperlich, seelisch, geistig. Denn er agiert ja alleine, wird nur begleitet von Damian Marhulets Musik, die auf jeden Punkt genau einsetzt und zusammen mit seinem Spiel eine Aufführung der Extraklasse ergibt, die einfach nur unter die (Gänse-)Haut geht, sprachlos macht, schlucken lässt und Beklemmung verursacht. Da hilft es auch nichts, wenn man, so wie ich, mit Jens‘ Fall nun schon mehrere Jahre befasst ist, ihn kennt.
Petra Ihle, Chemnitz

Ihr Stück hat mich mehr beeindruckt als ich sagen kann. Es war mein Bauch, der gleich zu Anfang auf die Darstellung der Geschichte reagierte, was natürlich auch der hervorragenden Leistung Erik Fiebigers zu verdanken war. Meine Betroffenheit und die Gänsehauterzeugung  –  teils durch die musikalische Untermalung  – sind sehr nachhaltig! Ich bin begeistert von ihrem Stück! Es wäre doch auch etwas für Jugendliche?
Ingetraut Milatz, Langenhagen


Bad Baby’s Bed
Live-Schicksale aus der Entbindungsstation
Von Sabine Göttel und Anne Klinge

Uraufführung am 8. Februar 2002 am Jungen Theater Göttingen
Regie: Anne Klinge. Ausstattung: Valerie Busse. Dramaturgie: Sabine Göttel

Süddeutsche Zeitung vom 23./24.02.02:

„(…) Ein erfrischender, frecher Text, den Göttel und Klinge da verfasst haben, der dieses heikle und emotional überfrachtete Thema ganz und gar unsentimental, ironisch, aber niemals bösartig beleuchtet. Sie zeigen drei Frauen bei der Geburtsvorbereitung, sind aber weit entfernt von billiger Parodie. Mit geschickten Brüchen wird die summarische Sammlung verschiedenster Aspekte strukturiert. … Mit leichter Hand bearbeiten die Autorinnen das Thema – Gentechnik, Mutterliebe, Selbstaufgabe, Krampfadern, Weiblichkeit … Sie lassen en passant die Stereotypen und Klischees einfließen und zeigen, wie fest die Urteile in der Gesellschaft zementiert sind – Idealisierung der Mutterfigur einerseits und emanzipatorisch verbrämte Verachtung andererseits. Sie verzichten auf jeden pädagogischen Impetus, werten nicht, sondern stellen das zur Diskussion, was so selbstverständlich erscheint. … Regisseurin Anne Klinge hat den Text in stimmungsvolle Bilder übersetzt. (…)“

Hessisch-Niedersächsische Allgemeine vom 12.02.02:

„(…) Die beiden Jungautorinnen Anne Klinge und Sabine Göttel, beide studierte Literatur- und Theaterwissenschaftlerinnen mit erheblicher Bühnenerfahrung, haben das Thema – was denkbar gewesen wäre – nicht als feministische Kriegserklärung an das männliche Geschlecht formuliert. Sie haben daraus vielmehr eine amüsante Revue mit Tanz- und Gesangseinlagen gemacht. … Beide sorgten, im kargen, aber dennoch wandlungsfähigen Bühnenbild von Valerie Busse, für Tempo und szenischen Witz. Die schwangeren Damen … waren trotz ihrer ausladend verfremdeten Körperformen ein ansehnliches und auch tänzerisch sehr bewegliches Trio. … Ausdauernder, enthusiastischer Beifall, Pfiffe und Bravorufe.“


Nichts zu verlieren
Geschichten vom Aufbrechen und Unterwegssein
Ein Stück mit Musik für alle ab 12
Von Sabine Göttel

Norddeutschland anno 1864. In weiten Teilen des Landes grassiert die Kartoffelpest. Die Bauern verkaufen kaum noch etwas, die Menschen hungern. Die 17jährige Bauerntochter Justine und ihr Verlobter, der arbeitslose Leineweber Karl, träumen von Heirat und einem besseren Leben. Da erhält Karl einen Brief von seiner Tante Martha. Sie ist nach Amerika ausgewandert und erzählt von ihrem glücklichen Schicksal: Dreimal täglich kommt frisches Fleisch auf den Tisch! Und in den Flüssen findet man Klumpen feinen Goldes! Justine und Karl beschließen, ebenfalls aufzubrechen und in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Denn überdies droht Karl die Einberufung in den preußischen Militärdienst. Justines Eltern können nicht verstehen, dass die beiden Familie und Heimat verlassen wollen: „Kein Deutscher mehr sein. Wo gibt es denn so was?“ Doch schließlich müssen sie sie ziehen lassen. Mit einer Pferdebürste als Talisman machen sich Stine und Karl auf eine beschwerliche Reise in die neue Welt …

Das Stück rekonstruiert die Situation und Gefühlslage einstiger deutscher Auswanderer im 19. Jahrhundert am Beispiel von Einzelschicksalen aus dem Königreich Hannover (dem heutigen Niedersachsen) und verknüpft sie mit Einwanderungsgeschichten heutiger Migranten in Deutschland. Es schöpft aus Erfahrungen, die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Generationen trotz ihrer Verschiedenheit verbindet und erzählt von Menschen, die den Mut hatten, ihr altes Leben aufzugeben und in der Fremde ganz von vorne zu beginnen. Sie verließen die vertraute Umgebung, ihre Familie und Freunde und ihre Kultur, um sich in ein Land zu begeben, dessen Sprache sie oft nicht einmal beherrschten. Der Neuanfang verlangte ihnen einen kaum vorstellbaren Mut ab. Nicht nur den Mut, sich vom Bekannten zu lösen, sondern auch den Mut, nicht aufzugeben, ganz neue Wege zu gehen und etwas zu tun, wofür es keine Vorbilder gab.

2 D, 2 H
4 Jugendliche aus Migrantenfamilien
Musiker